Erst Socke dann Monster

Die Frau mit den 756 Monstern

Text: Nina Rudnicki, Foto: Ralph Ribi

Passend zum gestreiften Pulli

Weil Clarissa Schwarz anderen eine Freude machen wollte, ist sie auf die Idee gekommen, Socken in Monster umzunähen. «Wenn eine Kollegin von ihrem Freund verlassen wurde, dann habe ich ihr ein Monster genäht, das besonders treu ist und tröstet», sagt sie. Die Monster passen immer zu den Eigenschaften oder Lebensumständen des neuen Besitzers. «Eine Arbeitskollegin hat immer gestreifte Pullover an, also habe ich mir eine gestreifte Socke geschnappt und sie umgenäht», sagt die 28-Jährige. Dabei ist es aber nicht geblieben, die kleinen Monster waren so beliebt, dass Clarissa Schwarz nach über 200 verschenkten Ungeheuern beschlossen hat, diese auch im Internet zu verkaufen.

Nähen statt fernsehen

«Ich habe keinen Fernseher und nicht immer Lust zu lernen, da ist das Monster nähen die beste Beschäftigung», sagt Clarissa Schwarz, die noch bis Ende diesen Jahres als Grafik-Praktikantin arbeitet und Visuelle Kommunikation studiert. Die Herstellung der Monster füllt ganze Abende, an denen sie Socken sortiert, die passenden Knöpfe für dieAugen heraussucht und sich damit vom Lernstress ablenkt. Doch damit ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Bevor Clarissa Schwarz die Monster im Internet verkauft, müssen sie einen Namen und einen eigenen Charakter bekommen und eine Geschichte erleben. Die Monster zu benennen ist dabei die einfachste Sache. Clarissa Schwarz hat sich schon längst ein Namensbuch für Kinder gekauft und mit dessen Hilfe ihr neustes und 756. Ungeheuer Trajan getauft. Als nächstes schickt sie ihre Monster auf eine Phantasie- oder reale Reise. «Wie Kurt, der wollte unbedingt zum Fernsehen. Deshalb habe ich ihn mit der Post an Kurt Aeschbacher geschickt, damit er ihn zum Moderator ausbildet», sagt die St.Gallerin. Die Geschichten, welche die Ungeheuer erleben, sollen den zukünftigen Besitzern helfen und etwas nützen. «Es gibt Monster, die Glück und gute Laune bringen, solche, die beschützen oder bei Prüfungen helfen, und welche, die in schlechten Zeiten gerne kuscheln und einfach gut zuhören können.»

Alle Ungeheuer in einem Buch

Die Geschichten und Fotos der Ungeheuer hat Clarissa Schwarz als Buch drucken lassen und zusammen mit 25 ihrer Sockstar- Monster an der Ausstellung «Junge Kunst 5» im St.Galler Jugendkulturraum Flon präsentiert. Die Ungeheuer sind alle Unikate. Die 28-Jährige sagt: «Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es überhaupt so viele verschiedene Socken und Knöpfe gibt.» 

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