Text: Guido Berlinger-Bolt
Ausstellung 6. bis 29. Juni 2014. Geöffnet: Do/Fr, 18–20 Uhr; Sa, 11–15 Uhr; So, 10–12 Uhr.
Die Ausstellung in der Galerie vor der Klostermauer in St. Gallen hat sich Clarissa Schwarz auf den Leib geschnitten. So ist denn auch die aktuelle Schau geprägt von der Vielseitigkeit der Künstlerin. Der Titel nimmt diese Vielseitigkeit auf, er lautet «Welten».
Clarissa Schwarz zeigt in einer Übersicht über ihr bisheriges Schaffen, die auch eine Übersicht über ihre künstlerische Biografie ist, einige Überraschungen. Die Ausstellung ist geprägt von ihren beeindruckendsten Arbeiten, den grossformatigen Illustrationen. Es sind Welten in Schwarz-weiss, grafisch verdichtete, stilisierte, bisweilen comicartige Welten. In stundenlanger Geduldsarbeit entstanden in den letzten Jahren Kosmologien der Träume, Wünsche und Ängste der BetrachterInnen. Es wäre aber falsch, den Ausstellungstitel nur auf diese Illustrationen zurückzuführen. Denn auf die weiteren Ausstellungselelementen trifft der Titel im gleichen Mass zu. Weiter zeigt Clarissa Schwarz einen kleinen Teil ihrer Typographie-Arbeiten. Clarissa Schwarz spielt mit Wörtern und Sätzen, mit Bedeutungen und mit Witz. Und mit einer gesunden Portion Selbstironie – etwa wenn sie den Spruch «Everything looks better in black and white» typographisch spannend umsetzt. Tatsächlich arbeitet die Künstlerin praktisch ausschliesslich mit schwarz und mit weiss – nomen est omen.
Clarissa Schwarz’ Himmel hängt voller – Schlüssel. Ein Himmel voller antiquarischer Schlüssel, jeder mit individuellem Bart und je eigener Geschichte. Clarissa Schwarz sagt: «Diese Schlüssel öffnen Herzen, sie öffnen Türen zum Glück, zur Liebe – oder in eine gänzlich andere Welt.» Die Unikate sind, wie auch die Bilder, zum Kauf ausgeschrieben.
Clarissa Schwarz feiert am 6. Juni übrigens nicht nur Ausstellungsvernissage, sondern zugleich auch Buchvernissage: Mit «Galinka und das ABC» erscheint just auf die Ausstellung hin ihr erstes Buch. «Galinka und das ABC» ermöglicht Kindern einen ersten spielerischen Umgang mit den Buchstaben, mit dem Lesen überhaupt. Mit dem Buch stellt Clarissa Schwarz gewissermassen einen weiteren Schlüssel zu Welten zur Verfügung: Zur Welt der Bücher zu einer Welt also, die LeserInnen praktisch die
Grenzenlosigkeit verspricht.
Eine neue Sicht auf das Schaffen Clarissa Schwarz also, die lange vor allem als «Mutter» von heute über 1650 Sockstar-Monster bekannt war. Zur Technik: Die Sockstar-Monster sind Textilarbeiten; die Typographien erstellt die Künstlerin am Computer; die Illustrationen sind Künstlertusche auf Papier; und Schlüssel sind Unikate mit weisser Farbe bemalt.