Die Socken-Monster-Mutti

Die Socken-Monster-Mutti

Wie Clarissa Schwarz ihre Sofafüllungen recycelt

Text: Stefanie Stahlhofen

Wie Clarissa Schwarz ihre Sofafüllungen recycelt

Ob Ringelsocke, Kniestrumpf oder Sportsocke: Vor Clarissa Schwarz ist kein Fußwärmer sicher. Dahinter stecken weder eine außergewöhnliche Sammelleidenschaft, noch ewig frierende Füße, sondern ein neuer Trend: Clarissa Schwarz macht aus Socken Monster. Monster nähen ist leicht, davon leben quasi unmöglich. Stefanie Stahlhofen berichtet über die Probleme einer jungen Künstlerin.

Es ist ca. 34 cm hoch, wenn man Ohren und Beine mitrechnet, der Körper erinnert an die Form eines Zahns inklusive Wurzel (die Beine). Es ist weiter ungefähr 23 cm breit, aus schwarzem Stoff und sitzt auf dem weißen Kopfkissen von Peter H.: Das Sofa-Monster Nr. 010, „Joe“, geboren am 09.04.2009. Es scheint ein bißchen, als würden die lustigen, unterschiedlich großen, weißen Filzaugen mit der pinken Pupille aufmerksam beobachten, was alles vor sich geht. In seinem Reißverschlussmund könnte das Sofa-Monster – wenn es denn wollte – ein kleines Sockenmonster verschlucken. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Sofa-Monster Joe ein gutes Monster ist, denn seiner Schöpferin Clarissa Schwarz (27) ist es wichtig, ihre Socken- und Sofa- Monster so zu gestalten, „dass man sie auch einem Kind geben könnte, ohne dass es davonrennt weil es Angst hat.“ Schaut man sich die kleinen Gesellen an, merkt man schnell, dass da wohl keine Gefahr besteht: Die meisten von ihnen sind farbenfroh und fröhlich.

Clarissa Schwarz aus St.Gallen ist die Mutter der Monsterbande. Zwei verschiedenen Monsterarten hat sie das Leben geschenkt: Den aus Socken handgenähten kleinen Sockstar-Monstern“ und ihren größeren Brüdern aus Stoff, für die sie die Nähmaschine zu Hilfe nimmt. Sofa-Monster, so erfährt man auf der Homepage www.sockstar-monster.com, heißen so, weil sie am liebsten auf Sofas herumlungern. Da können sie schon mal als Kissen, auf jeden Fall aber zum Knuddeln dienen. 138 Sockenmonster und 44 Sofamonster hat die St. Gallener Studentin und gelernte Bankkauffrau seit dem 27. Januar 2009 bereits genäht. Auf den Gedanken kam sie beim Internetsurfen auf der Seite www.deviantart.com, wo sie zufällig ein „Sock Monster“ entdeckte. „Ich fand es cool und wollte es auch probieren“, erinnert sie sich. Also wurden ein Paar Socken gekauft, an ihnen rumgeschnipselt, das ganze dann irgendwie zusammengenäht, Knöpfe zu Augen und „schwups“ war das erste Monster „geboren“.

„Es sah schrecklich aus, doch mein Freund hatte Freude“,

sagt Clarissa lachend. Freude bereitete das ungewöhnliche Kuscheltier nicht nur Clarissas Freund, sondern ebenso wieder seinen Freunden, die schnell auch stolze Besitzer eines „Sockstar-Monsters“ werden wollten. Also kaufte und zerlegte Clarissa weitere Socken, nähte sie in „Monsterform“ wieder zusammen, versah sie mit Knopfaugen, stickte Münder auf, verlieh einigen sogar „Reißverschlusszähne“. Das Innenleben ihres alten Sofas füllt die Bäucher der mehr knuffigen denn gruseligen Geschöpfe; Clarissa nennt das „Sofa- Recycling“.

Laut Clarissa ist „Socken-Monster- Nähen“ derzeit en vogue; auch sei es wirklich einfach, selbst welche zu machen. In einigen Zeitschriften hat sie schon Bastelanleitungen gesehen. Clarissa gesteht frei heraus, dass die Idee zur Zweckentfremdung der Socken weder neu noch von ihr ist, legt aber Wert darauf, dass ihre Kreationen dennoch bisher einzigartig sind, besonders, da sie sich als erste einen Namen, ein Geburtsdatum und eine eigene Geschichte für jedes Sockenmonster ausdachte. Das Mini- Sockstar-Monster Levin sieht aus wie eine Eiswaffel mit einem Zyklopenauge. Es hat keine Nase, keinen Mund und auch keine Beine; dafür aber einen wilden, blauen Irokesenschnitt.

So beschreibt Clarissa ihn: „Levin ist ein kleiner Punk. Er liebt die Musik der Mad Caddies und von NOFX. Er kann weder stehen noch sitzen und liegt desshalb am liebsten faul rum :-)“.  

Zum Überleben reicht es nicht

Mittlerweile bietet Clarissa die Monster im Internet zum Verkauf an (www.sockstar-monster.com). Der Erfolg ist noch mäßig, nur drei der süßen Gesellen hat sie bisher via web verkauft. Einige Sockstar-Monster fertigt sie nach einer grafischen Skizze. Ungefähr zwei bis drei Stunden sitzt sie an den Monstern. Gewinn machen lässt sich so nicht, denn Materialkosten und Zeitaufwand sind etwa vier mal so hoch, wie der Verkaufspreis von 15 Schweizer Franken – weniger als 15 €. Ihren Lebensunterhalt kann Clarissa sich mit ihren Monstern nicht finanzieren. Schon länger ist sie außerdem als Fotografin und Grafikerin tätig; doch selbst das reicht nicht aus: „Ich kann weder von meiner Fotografie, noch von meinen Hobby-Grafiksachen, noch von meinen Sockstars oder meinen Ideen leben.“. Bis vor einem Jahr hat Clarissa hart gearbeitet und sich ständig weitergebildet. Bis Juli ist sie noch Vollzeit-Studentin; fast all ihr lang erspartes Geld hat sie dieses Jahr schon investiert, um ihrem Ziel, Grafikdesignerin zu werden, näher zu kommen. Ab Juli fängt sie wieder bei Null an, und hofft, einen Job als Grafikerin zu finden. Als Quereinsteigerin ist das besonders schwer; hinzu kommt die Finanzkrise. Doch Clarissa gibt nicht auf: „Im Moment zeichne ich viel, gestalte Taschen, Schuhe, Portemonnaies, T-Shirts, da müssen noch einige Ideen aus meinem Kopf auf Papier gebracht werden.“

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